SATIRE

  

im Freizeit & Event-Guide Franken

von Moritz Schmid

 

 

SATIRE VON SONJA  WEICHAND

 

Wieder kein Sieg!        

- Tränen beim Waffenexporteur Deutschland

 

„Was? Nur der vierte Platz?“ Wirtschaftsminister Altmaier muss es Ende 2018 extrem seine bombige Stimmung verhagelt haben, als er sah, dass Deutschland am weltweiten legalen Waffenhandel nur einen Anteil von gerade mal 6% hat. „Ich will auf’s Treppchen!“, dröhnte es aus den Tiefen des altmaierschen Kugelorgans durch das Ministerium.

 

Kein Problem, die wirklich nettesten Staatschefs überhaupt griffen Deutschland bei seiner kleinen Krise unter die Arme und bescherten für 2019 einen wundervollen Aufschwung des deutschen Waffenexports mit einer Steigerung um mindestens 65%. Selbstredend standen humanitäre Gedanken bei den Lieferungen an erster Stelle! Deshalb wurden als Exportländer nur Staaten ausgewählt, die am freundlichsten Krieg miteinander führen. Platz eins unserer Geschäftspartner belegt der sympathische Rechte, der in Ungarn gerade Presse, Kulturlandschaft und Rechtsstaat zerstört. Juhu, mit deutschen Waffen!

 

Unter den Top Ten der Exportländer für Rüstungsindustrie finden sich außerdem die menschenrechtsfesten und weltoffenen Staaten Katar, Algerien und Indonesien. Schön auch, dass der Irre vom Bosporus mit deutschem Kriegsgerät die Kurden ein bisschen streicheln konnte. Das ist die Liebe, die wir in die Welt tragen! Aber der beste Clou kommt noch: Mit Ägypten auf Platz 2 und den Vereinigten Arabischen Emiraten auf Platz 9 liefern wir Waffen an Länder, die gerade den Jemen platt machen. Freuen Sie sich auch schon so darauf, dass wir das in 10 Jahren mit deutscher Entwicklungshilfe (aus Steuergeldern) wieder aufbauen dürfen, dieses Shithole-Country? Entschuldigung, da ist uns kurz die Sprache auf das Niveau des Exportsiegers von 2018 abgerutscht: Die USA sind nämlich viel schlimmer als wie wir. Moral nach dem Motto: Neben dem hässlichsten Ork sieht jeder andere Krieger ganz sympathisch aus.

 

Aber gut, irgendwer muss die Waffen für  Konflikte liefern. Zwar wollen die meisten Menschen Frieden, aber doch nur dort, wo sie selber sind. Die Anderen haben das schließlich so gewollt! Es besteht kein Zusammenhang zwischen fliehenden Menschen und Waffengewalt gegen die Zivilbevölkerung! Neeein, die wollen alle nur in unser Land, weil Brandenburg bekannt ist für seine Gastfreundschaft! Deshalb machen sich immer mehr Flüchtlinge weltweit auf die Reise. Die sind einfach Abenteurer, die wollen immer mehr, diese gierigen Kriegsmigranten.

 

Das K-Wort ist aber auch hässlich. In Deutschland haben wir es seit 75 Jahren aus dem Vokabular gestrichen. Nach der Katastrophe, die 1945 vollkommen unerwartet über uns hereinbrach (räusper), gab es zum Glück das Wirtschaftswunder. Daran war auch die Rüstungsindustrie nicht ganz unbeteiligt. Wo wären wir denn heute ohne Rheinmetall, Thyssenkrupp oder Airbus Defence & Space! Immer diese naiven Gutmenschen! Ohne deutsche Rüstungsexporte würden wir Millionen Arbeitsplätze verlieren, der Untergang für die deutsche Wirtschaft!!! 

 

Ach so, nur 55 000 Arbeitsplätze bei Waffenherstellern und inklusive ihrer Zulieferer höchstens 98 000? Schweigen Sie mit Ihren Fakten! Die „Verteidigungs- und Sicherheitsbranche“ (oder einfacher „Kriegsindustrie“) macht in Deutschland immerhin etwa 1% des Bruttoinlandsprodukts aus!  Ach, Sie meinen, die könnten ja was anderes produzieren? Womöglich irgendwas Zukunftsträchtiges oder Sinnvolles – ekelhaft diese Träumereien! Deutschland hat noch immer getan, was Deutschland eben tun muss.

 

Die Exporte garantieren, dass unsere Bürger im beheizten Wohnzimmer sitzen können und mit einem Bier in der Hand den Kopf schütteln über die Tagesschau, in der ein gewisser Herr Altmaier die neuen Rekordzahlen der Rüstungsexporte verteidigt. Wäre ja schlimm, wenn eine jemenitische Kampfdrohne diese Idylle stören oder ein türkischer Panzergeneral den Perserteppich mit seinen Stiefeln beschmutzen würde. Krieg spielen sollen die bitte woanders, aber mit deutschem Spielzeug! Beim nächsten Weltkrieg wollen wir zumindest als Wirtschaftspartner auf’s Siegertreppchen!