Autobiografie der Autorin Kerstin Ackermann, geborene Waas

 

Geboren 1977 in Niederbayern verbrachte ich den Großteil meiner Kindheit und Jugend im Stall, bei den Pferden. Wenn ich dort nicht auffindbar war, steckte ich irgendwo die Nase tief in ein Buch.

Unter der Bettdecke reiste ich an der Hand von Jules Verne zum Mittelpunkt der Erde und dabei beschlich mich, zum ersten Mal im Leben, der Gedanke, dass es vielleicht noch Leben außerhalb des Pferdestalls gibt.

„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch von Michael Ende brachte mich zum ersten Mal mit Hochprozentigem in Verbindung; „Die Kleine Hexe“ lieh mir ihren Hexenbesen.

Aber das waren Ausnahmen. Die meisten Protagonisten in meinen Büchern konnten eher

galoppieren als fliegen.

Ich übte mit „Bille und Zottel“ Zirkuslektionen und machte Urlaub auf dem „Reiterhof Dreililien.“

Am Anfang der Gymnasialzeit begegnete mir Otfried Preußler wieder.

Allerdings folgten der schaurig-schönen Erzählung um den jungen Müllerlehrling und seine Kantorka schon bald Dürrenmatts Physiker und „Die neuen Leiden des jungen W.“

Schwere Kost für junge Mädchen.

Sozusagen als Entschädigung verleibte ich mir zur selben Zeit die Abenteuer und Frodo von seinen Freunden ein. Das dreiteilige Fantasy-Epos nebst dem „Kleinen Hobbit“ habe ich in persönlicher Bestzeit verschlungen.

Der Beginn meiner Ausbildungszeit zur Speditionskauffrau setzte jedoch den glücklichen Stunden bei den Pferden vorerst ein Ende. Zum Ausgleich erklärte ich damals die Regensburger Bahnhofs-Buchhandlung zu meinem bevorzugten Jagdrevier. Während endloser Zugfahrten löste ich forensische Probleme mit Kathy Reichs und Patricia Cornwell und tauchte in die schier endlosen fantastischen Welten Terry Pratchetts ein. Nicht nur einmal vergaß ich beinahe an der richtigen Station auszusteigen.

Mit dem Bestehen der Gesellenprüfung und der damit verbundenen Aussicht auf ein höheres Einkommen entstand der Wunsch nach einem eigenen Pferd.

„Blitz-der schwarze Hengst“ lässt grüßen. Der Vollblutaraber „Hahbay“ befindet sich seit nunmehr achtzehn Jahren in meinem Besitz. Der Araber, Trinker der Lüfte, ist das geborene Langstreckenpferd. Auf seinem Rücken bleibt viel Zeit, die ersten eigenen Geschichten zu ersinnen.

Glücklicherweise fordert der streng getaktete Arbeitsalltag einer LKW-Disponentin Ablenkung und so entdeckte ich die Bücher von Walter Moers. Bis heute zählt „Der Schrecksenmeister“ zu meinen allerliebsten Büchern. Seine Fähigkeit, jeder noch so kleinen Figur ein Gesicht und eine eigene Stimme zu geben, faszinieren mich ungemein.

Damals, in den Endzwanzigern, kristallisierte sich in mir der Wunsch, eigenen Geschichten zu erfinden und aufzuschreiben heraus.

Dann aber kam die große Liebe und ich brach meine Zelte in der Heimat ab, gen Unterfranken.

Meine tierischen Begleiter, drei Katzen und das Pferd kamen mit mir.

Mein geliebtes altes Bücherregal steht mir natürlich auch im neuen Heim treu zur Seite. Aus ihm grüßen jetzt aus der oberen linken Reihe (dort befinden sich die Lieblinge) Bücher wie „Die Instrumente des Herrn Jorgensen“ der Brüder Precht und „Die tausend Herbste des Jacob des Zoet“ von David Mitchell. Mittig thront Cornelia Funkes „Tintenherz-Trilogie“

 

Meinen großen Traum stellte ich erst einmal hinten an in der neuen Umgebung.

Bis mir die „Chronik des Hauses Castell“ in die Hände fiel….

Beim Lesen des wenig schönen Kapitels "Des Hauses Verfall" kribbelte es in meinem Bauch.

Auberlin, der sanftmütige Mönch mit der Gabe des Farbbewahrens, war geboren.

Meine Reise ins Mittelalter begann.

Mit dem hehren Ziel, einen authentischen Roman zu verfassen, machte ich mich ans Werk.

Von der ersten Zeile bis zum bitteren Ende wollte ich meine Leser, falls die Veröffentlichung gelänge, fesseln, unterhalten, in den Bann einer mittelalterlichen Welt ziehen.

Der erhobene Zeigefinger der Moral sollte unten bleiben.

Niemals hielt ich mich für lebensklug genug, um über Sinn oder Unsinn des Daseins zu urteilen.

Doch, wie so oft, durchkreuzte das Leben das Vorhaben und so gibt es am Ende doch eine Moral von der Geschicht`:

 

Die Möglichkeit, die eigenen Träume zu verwirklichen, steckt in jedem von uns.

Man muss allerdings ganz fest dran glauben - und bereit sein, selbst etwas dafür zu tun.