erschienen im FREIZEIT & EVENT-GUIDE FRANKEN - Ausgabe Juni 2016

 

Der Keltenkenner aus Iphofen:

Volker Trumondt über seinen Roman: Tod einer Keltin

Man muss nur wenige Worte mit Volker Trumondt wechseln, um zu merken, dass man sich mit jemanden unterhält, der weiß, wovon er spricht. Der 1939 in Dortmund geborene Westfale spricht mit unverwechselbarem Ruhrpottakzent über seinen aktuellen Roman „Tod einer Keltin“. Ein Roman, der das Attribut "historischer Roman" noch wirklich verdient hat, so genau und detailorientiert sind Trumondts Schilderungen der keltischen Kultur. Dass es ihm nebenbei gelungen ist, inmitten dieser Historie eine spannende Kriminalgeschichte zu erzählen, spricht für das erzählerische Talent des in Iphofen ansässigen Autors.

 

Dabei legt Trumondts Biographie auf den ersten Blick nicht nahe, dass ein Westfale im tiefsten Unterfranken einen Roman über Kelten schreibt. Trumondt, der vor allem in der Nachkriegszeit als Sohn einer Kriegerwitwe groß geworden ist, konnte auf Grund mangelnder finanzieller Mittel nicht auf das Gymnasium gehen, sondern musste eine Ausbildung machen, an die er später ein Abendstudium als Stahlbauingenieur anschließt. Als die Stahlwerke in Dortmund nach und nach schließen mussten, hat es Trumondt zunächst nach Stuttgart und später nach Darmstadt gezogen. Als neues Feld hatte er dort die Chemie im Bausektor für sich erfahren, bevor er sich schlussendlich als Experte der Reaktionskunststoffchemie selbstständig gemacht hat und 15 Jahre als beratener Ingenieur tätig war.

 

In dieser Zeit hat Trumondt auch das Schreiben für sich entdeckt, wenn auch zunächst nur im Sektor der Sachbücher. Waren es zu Beginn noch technische Bücher über Reaktionskunststoffe, verlagerte sich das Interesse Trumondts später mit der Ankunft in Unterfranken in die Richtung der Geologie und Geschichte. Als Kind des Krieges setzte sich Trumondt in seinem Roman „Kriegskinder fragen ihre Väter: Der II. Weltkrieg. Wer trägt die Schuld?“ mit den eigenen Erlebnissen im Krieg auseinander und versuchte gleichzeitig die Ursachen für diese verhängnisvollen Ereignisse zu erforschen.

 

Der "Tod einer Keltin" ist wiederum einem ganz anderen Interesse Trumondts geschuldet: Der Geologie. Sein Interesse für die Geologie des Steigerwalds, brachte ihn öfter auf dem Schwanberg. Einer der Schlüsselmomente für Trumondts Interesse an den Kelten liegt genau in einem dieser Besuche vor ca. acht Jahren. Trumondt hat sich dort drei alte keltische Wälle angesehen und Funde gemacht, wie ein Foto von 1923 zeigt, die selbst dem zuständigen Archäologen von Unterfranken bisher nicht bekannt waren. Es folgten von ihm organisierte Keltenführungen am Schwanberg oder Bullenheimer Berg, das Besuchen von Vorträgen und die Auseinandersetzung mit der keltischen Sprache. Die Initialzündung für den „Tod einer Keltin“ war schlussendlich einer dieser Vorträge, als Trumondt von einem alten Studienrat aufgefordert wurde, sein Wissen über die Kelten in Franken doch niederzuschreiben. Doch Trumondt wäre nicht er selbst, wenn er sofort losgelegt hätte, und vielleicht einen der vielen esoterisch verklärten Roman im Zeichen des Neo-Paganismus zu schreiben. Trumondt wollte es genau machen, er wollte einen Roman schreiben, der zeigt, wie es wirklich war. Also wurden unzählige wissenschaftliche Abhandlungen für den historischen Hintergrund gewälzt und weitere Studien der keltischen Sprache vorgenommen.

 

Mit diesem geballten historischen und linguistischen Hintergrundwissen macht sich Trumondt an die Arbeit seines Kriminalromans. Der seit jeher technikaffine Westfale hat schon das Manuskript nur mit dem Computer geschrieben. Eine schwere Herzoperation im letzten Jahr brachte sein Projekt nur kurz zum Stillstand. Der sportliche Trumondt, der lange Jahre als Vorstand des Wandervereins in Iphofen ein Leben an der frischen Luft führte, nutzte die Zeit im Krankenhaus und machte sich an die Umsetzung seines Romans. Ausgerüstet mit seinem Laptop hat er in der vierwöchigen Reha das komplette Manuskript ins Reine geschrieben, so dass er insgesamt für den Schreibprozess nicht länger als drei Monate benötigte. Seine Frau Maria, der Trumondt diesen Roman widmete, unterstütze ihn in dieser Zeit auf allen Ebenen. Sie, die selber ihre künstlerische Ader in Stickbildern auslebt, schmückt auch das Titelbild des Romans.

 

Das Ergebnis ist ein 321-seitiger Roman, der mit viel Liebe zum Detail die spannende Kriminalgeschichte des Fürstensohns Raigans und der Heldin Kendra erzählt, die inmitten historisch und geographisch authentischer Orte in die Grabenkämpfe sich konkurrierender keltischen Stämme um Macht und Einfluss geraten. Viele Nebenfiguren wie der scharfzüngige Römer Captus Cleitus zeigen immer wieder, welche Art von Humor Trumondt selbst in sich trägt: Direkt, offen und sich selbst auch mal mit einem ironischen Augenzwinkern aufs Korn nehmend. Ein typischer Westfale eben, der in Franken seine zweite Heimat gefunden hat.

 

Man kann Jedem, der sich für die Kelten abseits aller ausgeschlachteten Geschichten, Stichwort "Stonehenge", interessiert und mehr über die hiesige Geschichte und Region erfahren möchte, empfehlen, sich diesem Roman zuzulegen. Geschichte kann Spaß machen und spannend sein, das hat Trumondt mit seinem Roman bewiesen.